Satz von XML-Daten – InDesign oder LaTeX?
Liegen XML-Daten vor, können diese mit verschiedenen Satzsystemen verarbeitet werden. Vor der Verarbeitung steht jedoch die Entscheidung, welches Satzsystem sich besonders gut für das vorliegende Projekt eignet. Bei dieser Entscheidung muss auch einbezogen werden, ob die XML-Daten nach dem Satz noch benötigt werden, ob sie automatisiert gesetzt werden sollen und wie groß der Umfang des Projektes ist. Wir haben für Sie eine kurze Entscheidungshilfe zusammengestellt.
InDesignWann wird InDesign empfohlen?
InDesign eignet sich besonders dann für den Satz von XML-Daten, wenn sich das Projekt auf einen oder wenige Einzeltitel beläuft. Hier können Layoutkorrekturen besonders unkompliziert und spontan vorgenommen werden und die Software bietet große gestalterische Freiheit und Möglichkeiten bei der Erstellung des Layouts.
Die Einrichtung des Layouts erfolgt besonders schnell und unkompliziert und auch spontane Änderungen sind auf visueller Basis möglich. Auch die XML-Daten, welche die Grundlage bilden, können einfach editiert werden. Hier kann z.B. Text eingefügt werden, der sich nicht innerhalb der XML-Struktur befindet, was beispielsweise beim manuellen Einfügen von Umbrüchen genutzt wird. Die Umbrüche werden dann von InDesign als solche verarbeitet.
Möchte man von der Nutzung der XML-Tags gänzlich absehen, hat jedoch als Manuskript ausschließlich die XML-Daten vorliegen, so kann man auch alle XML-Tags in InDesign auflösen und erhält ein rein aus Text bestehendes Manuskript. Man kann dieses dann für den regulären Satz mit InDesign nutzen.
Die Verarbeitung mit InDesign birgt aber auch Nachteile: Bei der Verarbeitung umfangreicher Daten leidet die Performance des Programms beträchtlich. Auch die Bearbeitung von komplexeren Layoutelementen, wie Fußnoten und Apparaten, ist mit InDesign nicht ideal umsetzbar. Außerdem kann InDesign nur flache hierarchische Strukturen verarbeiten. Hierzu werden Hierarchiestufen zusammengeführt, was darin resultiert, dass die ursprünglichen Hierarchieebenen später nicht mehr transformierbar sind.
Bei der Verarbeitung von XML-Daten in InDesign ist es besonders wichtig, dass sowohl Kenntnisse von XML als auch Fähigkeiten im Umgang mit InDesign vorhanden sind. Fachpersonal, das diese Kompetenzen vereint, ist stets gefragt und schwer zu finden.
LaTeXWann eignet sich LaTeX?
Der wesentliche Unterschied ist, dass beim Einsatz von LaTeX als Renderer direkt in den XML-Daten gearbeitet wird. Auch Layoutkorrekturen werden als XML-Anweisung direkt im XML implementiert. So können diese auch nach dem Satz für folgende Schritte weiterverwendet werden. Dies bedeutet jedoch auch, dass Fehler, die an dieser Stelle gemacht werden, ebenfalls direkt in den XML-Daten enthalten sind und so möglicherweise schwer zu identifizieren und zu korrigieren sind. Die Verwendung von LaTeX als XML-Renderer hat auch die Konsequenz, dass Layoutänderungen nicht spontan und auf visueller Basis, wie bei InDesign, vorgenommen werden können. Scheinbar simple Layoutanpassungen können sich dann als grundlegende Änderung der Layoutkorrekturen entpuppen und so zeit- und kostenintensiv sein. Durch die Verwendung von XML-Anweisungen kann der Satz mit LaTeX jedoch automatisiert erfolgen und so eignet sich das System bestens für umfangreiche Projekte, wie Reihen und Zeitschriften, und bietet hier einen effizienten Workflow. Mit LaTeX können auch anspruchsvolle Layoutvorgaben gut umgesetzt werden, wie z.B. Verweise und mehrfach verschachtelte Fußnoten. Auch Vorgaben für verschiedene Medien können hier integriert und somit mehrere Kanäle effizient bedient werden. Die Umsetzung der Layoutvorgaben erfordert zwar manuelle (Programmier-)Arbeit, die Einstellungen können dann jedoch zur automatisierten Verarbeitung genutzt werden.
XML-Daten sind außerdem besonders zukunftssicher, da sie ausschließlich aus ASCII-Text bestehen und somit die Weiterentwicklung bzw. weitere Unterstützung einer Software für die Verwendung der Daten nicht notwendig ist. Im Gegensatz hierzu stehen InDesign-Daten, welche nicht ohne Konvertierung oder großen Aufwand in fremder Software bearbeitet werden können.
Für den richtigen Umgang mit LaTeX braucht es geschulte Mitarbeiter, welche nicht nur eine gestalterische Veranlagung besitzen, sondern auch technisches Verständnis im Umgang mit XML-Daten und Transformationen beweisen. Diese Brücke ist oft schwer zu spannen und führt dazu, dass es auf diesem Gebiet nur wenige gut ausgebildete Spezialisten gibt.
Wir beraten Sie gerne bei Ihren Projekten und empfehlen Ihnen den bestmöglichen und effizientesten Workflow für die besonderen Anforderungen Ihrer Publikationen.